Energiekosten: Kleine Musikclubs übermäßig belastet

LiveMusikKommission und Netzwerk Zukunft Feiern präsentieren Ergebnisse des Clubmonitorings zu Energieeffizienz und Klimaschutz in der Livemusikszene

Hamburg/Berlin, 16.06.2025 – Kleine Musikclubs in Deutschland stehen unter massivem finanziellem Druck. Grund dafür sind überdurchschnittlich hohe Energiekosten im Verhältnis zu größeren Spielstätten. Zu diesem Ergebnis kommt die erste bundesweite Umfrage von energiebezogenen Kennzahlen in Musikclubs, die der Bundesverband der Musikspielstätten (LiveKomm) in Zusammenarbeit mit dem Netzwerk Zukunft Feiern erhoben hat.

Erfasst wurden unter anderem Stromverbrauch, Fläche, Maximalkapazität und Veranstaltungsanzahl. Die daraus errechneten Durchschnittswerte liefern eine fundierte Grundlage für nachhaltige Transformationsprozesse in der Livemusikszene – erstmals mit branchenspezifischen Daten. Bisher wurden Musikspielstätten in Energieberatungen mit der Gastronomie verglichen, obwohl ihre Betriebsstruktur grundlegend anders funktioniert als beispielsweise Großküchen.

Kleine Clubs zahlen drauf

Besonders betroffen sind kleinere Clubs mit einer Kapazität unter 200 Personen. Sie verzeichnen im Verhältnis zur Veranstaltungsanzahl und Fläche einen drei- bis viermal höheren Energieverbrauch als größere Venues. Der Grund: Eine energetische Grundlast, etwa durch Getränkekühlung, Musikanlage, Licht- und Lüftungstechnik, fällt unabhängig von der Gästezahl an und skaliert nicht proportional mit dem Clubformat oder der Fläche.

“Diese finanzielle Mehrbelastung gefährdet das wirtschaftliche Überleben vieler Kulturbetriebe und damit die kulturelle Vielfalt der Clublandschaft.”, sagt Jette Krauß vom Clubkombinat Hamburg. „Die Headliner*innen von morgen stehen auf den kleinen Bühnen von heute. Doch ohne gezielte Förderung drohen viele dieser Orte zu verschwinden.“

Größere Konzerthallen und Arenen haben also deutlich geringere Energiekosten pro Gast und Quadratmeter und erwirtschaften durch höhere Ticketmargen mehr Gewinn. Jette Krauß macht deutlich: “Kleine und mittlere Venues sind enorm unterfinanziert. Mit den aktuellen Preissteigerungen ist ihr Geschäftsmodell kaum noch tragfähig. Ohne öffentliche Investitionen sind kulturelle Teilhabe und Vielfalt akut gefährdet.”

Fehlende Finanzierung für eine notwendige Transformation der Livemusikszene

Die wirtschaftlich angespannte Lage der vergangenen Jahre hat auch in der privatwirtschaftlich organisierten Kulturszene zu einem Investitionsstau geführt, der sich nun durch ineffiziente Haustechnik und sanierungsbedürftige Gebäude zeigt, die wiederum die Kostenspirale antreiben.

Im Juni 2025 läuft zusätzlich die Projektförderung der Initiative Musik für das Netzwerk Zukunft Feiern aus. Das Projekt unterstützte bundesweit Clubs und Festivals auf ihrem Weg zu einem nachhaltigeren Kulturbetrieb durch zahlreiche Beratungsangebote, kostenlose Schulungen und Vernetzungstreffen.

Das Auslaufen der Projektförderung trifft die Szene gerade in einer Zeit, in der finanzielle Herausforderungen zunehmen und eine langfristige strukturelle Unterstützung für die nachhaltige Transformation der Livemusikszene unerlässlich ist.

Die LiveKomm fordert daher die Einrichtung eines revolvierenden Investitionsfonds für die Livemusikszene. Dieser soll gezielt energieeffiziente Maßnahmen in Clubs und auf Festivals finanzieren. Durch die eingesparten Energiekosten kann eine Refinanzierung langfristig ermöglicht werden. Vor allem kleinere Spielstätten, die für eine vielfältige und zukunftsfähige Clubszene unerlässlich sind, würden so entlastet.

Clubkultur als nachhaltiger Leuchtturm

„Kulturstaatsminister Weimer spricht sich für Investitionen in kulturelle Infrastruktur aus und betont mit Blick auf die Biennale die Bedeutung von Innovation und Nachhaltigkeit“, sagt LiveKomm Vorstand Steffen Kache. „Die Clublandschaft kann mit vergleichsweise geringen Mitteln ein international sichtbares Vorbild für nachhaltige Kulturentwicklung werden. Dies wünschen sich sowohl Clubbetreiberinnen und Clubbetreiber wie auch Publikum. Doch ohne auskömmliche Förderungen und den Support von Netzwerken wie Zukunft Feiern wird die Umsetzung solcher Leuchttürme erschwert.”

Aufruf zur Vernetzung

Trotz auslaufender Projektförderung ruft das weiterhin aktive Netzwerk Zukunft Feiern Clubs und Veranstaltende bundesweit dazu auf, sich dem Projekt anzuschließen. Im gegenseitigen Austausch mit engagierten Akteur*innen können weiterhin nachhaltige Lösungen für eine klimafreundliche und wirtschaftlich tragfähige Clubkultur entwickelt und umgesetzt werden.“

Pressemitteilung: Mieten, Produktions- und Betriebskosten – Kleine Bühnen stehen mit dem Rücken zur Wand

Gerade kleine Clubs und Festivals unter Druck – Existenzängste trotz stabiler Besucherzahlen

Im Rahmen ihres regelmäßigen Club- und Festival Monitoring hat die LiveKomm, der Bundesverband der Musikspielstätten, die aktuelle Lage ihrer Kulturbetriebe abgefragt. Zwar haben sich zentrale wirtschaftliche Kennzahlen im Vergleich zum Vorjahr leicht verbessert, die Herausforderungen jedoch bleiben die gleichen und gefährden Clubs und Festivals als Kulturstätten, die Diversität wie auch Demokratie leben und vermitteln. Und sowohl den Betrieben als auch den Besucher*innen fällt es zunehmend schwer, für die dabei anfallenden Kosten finanziell aufzukommen.

Hamburg/Berlin, 03.04.2025 – Clubs und Festivals sind als Kulturbetriebe zentrale Orte des gelebten Miteinanders quer durch alle demographischen Schichten, und angesichts des Erstarkens rechtsextremer Strömungen in Deutschland gegenwärtig wichtiger als je zuvor.

Zugleich sind sie jedoch auch Wirtschaftsbetriebe, deren Kalkulation aufgehen muss, damit sie ihren Betrieb aufrechterhalten und kultureller Diversität eine Bühne bieten können. In dieser Hinsicht sieht sich die Club- und Festivalkultur weiterhin mit großen Herausforderungen konfrontiert.

Im Rahmen des aktuellen Club- und Festival Monitoring der LiveKomm haben 245 Kulturstätten ein Bild der aktuellen Lage gezeichnet. Im Vergleich zum Vergleichszeitraum des Vorjahres fällt der Umsatzverlust mit -2,8 % geringer aus. Auch bei den Besucher*innenzahlen hat sich der Negativtrend des Vergleichszeitraums 2024 leicht abgeschwächt.

Beides bildet sich in der Kostendeckung jedoch nicht ab: Die ohnehin schon geringe Kostendeckungsquote verringert sich weiter und verhindert dringend notwendige Investitionen.

Hauptgrund hierfür sind wie schon im Vorjahr die enorm gestiegenen Kosten in allen Betriebsbereichen – dies melden 97 % der befragten Clubs und Festivals; 81 % sehen sich grundsätzlich vor finanzielle Herausforderungen gestellt. Insbesondere deregulierte Gewerbemieten (48,5 % der Spielstätten) und steigende Gagenforderungen (70 % der Befragten) setzen den Musikspielstätten zu.

Das hat weiterhin Auswirkungen z.B. auf die Nachwuchsarbeit: Wie bereits 2024 können die Musikspielstätten deutlich weniger Nachwuchskünstler*innen eine Bühne bieten (61 %).

Neue Brancheninitiativen – doch Förderprogramme müssen ebenso ausgebaut werden

Wie bereits 2024, gab ein großer Teil der Musikspielstätten im Zuge der Erhebung an, künftig nicht auf Fördergelder verzichten zu können: In den kommenden zwölf Monaten brauchen 78 % von ihnen staatliche Fördermittel, um ihren Betrieb zu halten.

Geholfen wäre bereits mit der auskömmlichen finanziellen Ausstattung bestehender Programme z.B. der Initiative Musik, so etwa Live 500. Auch aus der Branche selbst gibt es Initiativen für eine Verbesserung der Lage. So arbeitet die Bundesstiftung LiveKultur mit dem Live Music Fund an einem innovativen Finanzierungsmodell, in dessen Rahmen Ticketanbieter, Veranstalter und Livemusik-Akteure einen solidarischen Beitrag zur Finanzierung der Live-Branche leisten. Dies könnte über eine freiwillige Mikro-Abgabe pro Ticketverkauf erfolgen, die direkt in den Live Music Fund fließt. Mit diesen Geldern sollen gezielt Projekte und Maßnahmen finanziert werden, die zur Zukunftssicherung der Livemusikbranche beitragen.

Mankel Brinkmann, 1. Vorsitzender der LiveKomm: „Clubs und Festivals sind der Motor der Livebranche und ein unverzichtbarer Teil unserer Kultur. Sie bieten den Stars von morgen eine Bühne, bringen Menschen zusammen und fördern kulturelle Vielfalt sowie gesellschaftlichen Zusammenhalt. Doch ohne nachhaltige politische Unterstützung sind diese essenziellen Orte in Gefahr. Die Politik muss ihre Bedeutung endlich anerkennen und ihren Förderauftrag nicht aus dem Blick verlieren – und das nicht nur in Bezug auf die sogenannte Hochkultur.“

Die LiveKomm fordert:

Anerkennung des kulturellen Bezugs von Clubs und Livemusikspielstätten innerhalb der BauNVO

Die LiveKomm fordert eine zügige Anpassung der Baunutzungsverordnung, in der Musikclubs mit nachweisbar kulturellem Bezug als Anlagen kultureller Zwecke eingestuft werden. Wenn diese Forderung nicht umsetzbar ist, sollte der Weg einer gesonderten Gebäudekategorie Musikclub mindestens einen besseren Bestandsschutz und eine Erweiterung der Spielräume für die künftige Ansiedlung von Musikclubs beinhalten. Dem Bundesratsbeschluss (Drucksache 436/24) entsprechend sollte eine ausnahmsweise Zulässigkeit in allgemeinen Wohngebieten und eine grundsätzliche Zulässigkeit in Gewerbegebieten vorgesehen werden. Zudem sollte das Gesetzesvorhaben eine Definition von Musikclubs mit kulturellem Bezug beinhalten.

Verstetigung und Ausbau der Musikclub- und Festivalförderungen auf Bundesebene

Es bedarf der Verstetigung und des Ausbaus der bestehenden Musikclub- und Festivalförderung bei der Initiative Musik (zwecks Deckung nachgewiesener Bedarfe) sowie der Schaffung eines nachhaltigen Investitionsprogramms „Investitionsfonds: Zukunft der Musikspielstätten” auf Bundesebene zur Bewältigung der ökologischen Transformation.

Politische Unterstützung bei der Einrichtung des Live Music Fund

Die Club- und Live-Musikszene in Deutschland steht durch steigende Kosten und fehlende Einnahmen unter immensem Druck. Der britische Kulturminister hat die Live-Musikbranche dort dazu aufgerufen, eine freiwillige Ticketabgabe einzuführen, um die finanzielle Notlage von Musikspielstätten zu lindern und ein nachhaltiges, durch die Branche entwickeltes Fördertool zu schaffen. Dadurch soll ein „Kreislauf der Musikkultur“ – indem größere Veranstaltungen und etablierte Akteure dazu beitragen, kleinere Venues, Nachwuchskünstlerinnen und lokale Szenen zu fördern – geschaffen werden. Die Einrichtung eines ähnlichen Fördertools, z.B. des Live Music Fund Germany der Bundesstiftung LiveKultur, sollte politisch unterstützt werden, um gezielt kleine Veranstaltungsorte zu fördern, Nachwuchskünstlerinnen zu stärken und die kulturelle Vielfalt der Livemusik in Deutschland zu sichern.

Die vollständigen Kernforderungen der LiveKomm an die Bundesregierung finden sich unter folgendem Link: https://www.livemusikkommission.de/livekomm/forderungen/

Zur Erhebung:

Am Club Monitoring der LiveKomm und deren Mitgliedsverbände aus Berlin, Hamburg, Köln, Bayern, Bremen, Baden-Württemberg sowie Nordrhein-Westfalen nahmen insgesamt 245 Musikspielstätten teil. Rund 65 % der Teilnehmenden betreiben kleine und mittelgroße Musikclubs mit einer Gesamtkapazität von bis zu 450 Personen. Die bundesweite Umfrage bietet damit ein gutes Lagebild der aktuellen Clublandschaft. Bezogen auf die aktuell 756 Mitgliedsbetriebe der LiveKomm liegt eine Rücklaufquote von rund 32,5 % vor. Damit sind valide Schlüsse auf die bundesweite Situation möglich.  

Diagramme Club Monitoring 2025/1:

Die Clubkultur leidet: Kostendruck bedroht kulturelle Vielfalt in Deutschland

Bundesweite Erhebung von Branchenzahlen liefert alarmierende Ergebnisse

Der Bundesverband der Musikspielstätten LiveKomm hat gemeinsam mit einigen größeren  Landesverbänden (u. a. Berlin, Hamburg, Köln) in einer Erhebung ein aktuelles Lagebild der Clublandschaft gezeichnet. Die Ergebnisse sind alarmierend: Mehr als die Hälfte der Musikspielstätten hat angegeben, aufgrund des akuten Kostendrucks in den kommenden zwölf Monaten den Betrieb nicht ohne staatliche Unterstützung weiterführen zu können. Damit gerät die Clubkultur als ein Grundpfeiler der Musikbranche insgesamt ins Wanken, denn musikalische Experimente und Auftritte von Nachwuchskünstler:innen sind unter diesen Voraussetzungen nicht mehr finanziell darstellbar.

In ihrem Grußwort zur Nachtkultur-Konferenz „Stadt Nach Acht“ am 24.10. betonte Claudia Roth den kulturellen Wert der Clubkultur für Demokratie und Diversität in Deutschland. Rund eine Woche später zeichnen aktuelle Branchenzahlen der LiveKomm jedoch ein  bedrückendes Bild vom aktuellen Zustand der deutschen Clublandschaft. Für viele Musikspielstätten hängt der Fortbestand als Konzertbühnen für Nachwuchsmusiker:innen am seidenen Faden.

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