Fällt die Veranstaltungswirtschaft durch das Netz?
Am härtesten von der Pandemie betroffener Wirtschaftszweig wird im Koalitionsvertrag nicht erwähnt
Am 24. November haben die zukünftigen Regierungsparteien ihren Koalitionsvertrag veröffentlicht. In der Veranstaltungswirtschaft fand er ein geteiltes Echo.
Zufrieden sind lediglich die Kulturveranstalter, die davon profitieren werden, dass die Kultur und Kreativwirtschaft einen eigenen Ansprechpartner in der Regierung erhalten soll. Auch die Neustart Kultur-Programme sollen fortgeführt werden, Musikclubs sollen als Kulturorte behandelt werden und die internationale Kulturpolitik gestärkt werden soll.
Veranstaltungsunternehmen aller Sparten sind jedoch enttäuscht. Obwohl sie von den Eindämmungsmaßnahmen der Corona-Pandemie am härtesteten betroffen sind, wird ihr Wirtschaftszweig in dem Regierungskonzept mit keinem Wort erwähnt. Schließlich zählt dazu auch der B2B-Bereich, wie z.B. Kongresse, Tagungen, Ausstellungen und Firmenevents sowie der gesamte Dienstleistungssektor der Veranstaltungswirtschaft. Gleiches gilt auch für den wirtschaftlich besonders bedeutenden Messebereich. So scheint die für die Branche existenziell erforderliche Verlängerung der Überbrückungshilfe 3 bis Ende Juni kommenden Jahres nicht geplant zu sein. Gleiches gilt für die entsprechende Verlängerung der Neustarthilfe plus und die Aufstockung des Kurzarbeitergeldes.
Der Wirtschaftszweig kann dem Vertrag allerdings auch positive Elemente entnehmen. Dazu zählen zum Beispiel die Ermöglichung flexiblerer Arbeitszeitmodelle und die finanzielle und strukturelle Unterstützung der Kommunen.
Insgesamt wird also abzuwarten bleiben, ob der geplante Beauftragte für Kultur- und Kreativwirtschaft auch die Interessen nicht nur der Kulturveranstalter sondern auch die übrigen Veranstaltungsmärkte hinreichen im Fokus haben wird. Schließlich ist der entscheidende Motor, ohne dessen Antriebskraft auch der Kulturbetrieb nach den vielen Monaten des Stillstands nicht wieder auf die Beine kommen wird.
„Die Unternehmen der Messe- und Ausstellungsbranche sind vom Koalitionsvertrag außerordentlich enttäuscht. Messen werden im vorliegenden Vertrag mit keiner Silbe erwähnt. Ohne Messen tritt die deutsche Wirtschaft jedoch auf der Stelle. 40 % der Aussteller aus der Industrie haben lt. der jüngsten Umfrage des ifo- Institutes, München, durch abgesagte Messe erhebliche wirtschaftliche Einbußen. Klein- und mittelständische Unternehmen, die das Rückgrat der deutschen Wirtschaft bilden, sind besonders betroffen. Der durch Messeabsagen in den letzten 18 Monaten entstandene gesamtwirtschaftliche Schaden liegt nach Berechnungen des AUMA allein bei 43,5 Mrd. €.
Die von der Corona- Krise besonders hart getroffene Messewirtschaft fordert von der künftigen Bundesregierung deshalb stärkere Unterstützung, um die Weltmarktführung der deutschen Messen zu verteidigen und der ausstellenden Wirtschaft auch in Zukunft eine Plattform für Geschäfte, für die Vorstellung von Innovationen und Präsentation der Leistungsfähigkeit der deutschen Wirtschaft sein zu können.“
Michael Kynast, Vorstand des Fachverbandes Messen und Ausstellungen (FAMA) e.V.: